
Andrea Huber Ramirez
Mit dem Tod meines Mannes 2021 erlebe und sehe ich vieles ganz anders als davor. Meine Tochter war grade mal 10 Jahre alt, als ihr Papa starb. Früher lebte ich mittendrin - im politischen und gesellschaftlichen Geschehen. Als Menschenrechtsaktivisten und Politstrategin war ich stets nah an Themen wie Menschenrechtsverletzungen oder soziale Ungleichheit. Doch sieht die Wirklichkeit nochmals ganz anders aus, wenn man selber betroffen ist. Ich erlebe und beobachte unsere Gesellschaft von unten - sehe das Wurzelwerk und nicht mehr die Bäume. Eine neue Perspektive zu zahlreichen Themen: alleinerziehende Eltern, Sterben, der gesellschaftliche Umgang mit Trauernden, die Missstände in unseren Spitälern, die Fallen und Lücken der Sozialversicherungen, das Fehlen von Unterstützungsangeboten, die Ignoranz der Politik oder Resilienzfaktoren.
Mit diesem Seitenwechsel erlebe ich eine andere Schweiz. Als gut vernetzte Strategin und Kommunikationsexpertin bin ich vertraut mit rechtlichen und politischen Fragen. Ich komme und kam ich meist zu meinem Recht, oft nur dank grossem Einsatz. Immer wieder frage ich mich, was Menschen tun, welche nicht über diese Skills oder ein gutes Netzwerk verfügen? Zwischen "Recht haben" und "Recht bekommen" stehen oft unüberwindbare Hürden. Als Aktivistin bin ich sozusagen unfreiwillig im "Ruhestand". Für das politische oder gesellschaftliche Engagement fehlen Energie und Zeit. Doch noch nie habe ich so viel über unsere Gesellschaft nachgedacht. Es murmelt ständig in mir. Ich schaffe diesen Blog mit der Idee, das Murmeln in Texte zu übersetzen, um ab und zu Gedanken und Beobachtungen zu äussern. Vielleicht auch stellvertretend für Menschen, deren Stimmen viel zu selten gehört werden.
Mehr Infos zu mir: